Workshop // April - August 2023 // Neschwitz, OT Kleinholscha in Kooperation mit Uwe Kirst & Studierenden der TUDD
Endlich Rückbau! ... und dann? Wie weiter? Es gibt ganz unterschiedliche Strategien für mehr Re-Use am Bau. Um die zahlreichen Facetten des zirkulären Bauens zu diskutieren und zugleich konkrete erste Schritte zu unternehmen, haben wir in Zusammenarbeit mit Uwe Kirst von der Prof. Entwerfen & Konstruieren II (TU Dresden) einen 2-teiligen Workshop konzipiert. Gemeinsam mit 20 Studierenden ging es dafür in die Oberlausitz zur (Rück-)Baustelle der Naturschutzstation Neschwitz auf den Fischereihof Kleinholscha.
Teil 1: Rückbau aus dem Bilderbuch
Der erste Vor-Ort-Besuch am 12.05.23 diente der Bestandserkundung und Erfassung vorhandener Bauprodukte mittels App. Diese wurde den Studierenden von Concular zur Verfügung gestellt - einschließlich Einführungskurs zur Handhabung. Gemeinsam mit allen Baubeteiligten wurden Umfang und Vorgehen beim Rückbau festgelegt. Vom 31.05. bis 01.06.23 fand dann der Rückbau statt - bei bestem Wetter und inmitten einer beeindruckenden Naturkulisse! Dank des tatkräftigen Engagement der Studierenden konnten große Materialmengen (Dachziegel/-latten, Fenster, Türen, Dämmung, Stahlbauteile, Leuchten & Einbaumöbel) rückgewonnen werden. Alle gesicherten Bauprodukte verbleiben zur Nachnutzung vor Ort für kommende (Um-)Bauvorhaben der Naturschutzstation Neschwitz.
Rückbau Fotos: U. Kirst & TZB // 31. Mai - 01. Juni 2023 // Neschwitz, OT Kleinholscha
Teil 2: Zukunftsszenarien für ein zirkuläres Bauwesen
Den theoretischen Rahmen für das Projekt bildete die Frage »WIE SIEHT EIN ZIRKULÄRES BAUWESEN DER ZUKUNFT AUS?« In dem Bewusstsein, dass diese Fragestellung ein hochkomplexes Feld aufmacht und eindeutige Antworten kaum möglich sind, sahen wir bewusst von klassischer Entwurfsarbeit ab. Vielmehr stand die kreative Auseinandersetzung mit Prozessstrukturen, Regelwerken und Wertschöpfungsketten im Fokus: die Erarbeitung verschiedener Szenarien im Sinne eines "produktiven Umgang[s] mit ungewissen Zukünften"¹. Methodisch griffen wir hierfür auf eine Methode aus dem Transformationsdesign zurück, welche wir in stark vereinfachter Form umsetzten.²
Quellen ¹ Jonas, W. (2017): Den Horizont des Denkbaren erweitern, in: 1.500 HEKTAR ZUKUNFT (ER)FINDUNG EINER NEUEN LANDSCHAFTSTYPOLOGIE DES 21. JAHRHUNDERTS, S. 41. Online verfügbar unter: >LINK< ² ebd., S. 40-45.
Analyse: Was sind Rahmenbedingungen für Kreislaufwirtschaft am Bau?
Beim ersten Vor-Ort-Besuch am 12.05.23 diskutierten wir mit den Studierenden ihre mitgebachten Fragen und Gedanken zum zirkulären Bauen. Diese wurden dann gemeinsam schrittweise zu Clustern zusammengefasst, woraus wir 5 »Schlüsselparameter« ableiten konnten. Anschließend definierten die Studierenden für diese 5 Parameter folgende Extremwerte/Pole:
Szenario-Entwicklung Fotos: U. Kirst & TZB // 12. Mai & 02. Juni 2023 // Neschwitz, OT Kleinholscha
Projektion: Was könnte kommen? Welche Rolle haben wir und unsere Arbeit dabei?
Aus der Verschneidung von jeweils 2 Schlüsselparameter gingen 4 Rohszenarien mit Titel, kurzer Storyline und Skizze hervor. Diese Art »Bühnenbilder/Welten« wurden dann in 10 Kleingruppen ausgearbeitet und im Anschluss an den Rückbau-Workshop am 02.06.23 präsentiert. Es wurden inhaltliche bzw. visuelle Überschneidungen und Verwandtschaften in den verschiedenen Rohszenarien diskutiert. Aus der Verdichtung der Ideen und Ansätze gingen schließlich 5 Szenarien hervor, die anschließend im Detail ausgearbeitet worden.
Synthese: Zirkuläre Zukünfte am Bau
Die finalen 5 Zukunftsszenarien wurden am 22.08.2023 im COSMO Wissenschaftsforum im Kulturpalast Dresden von den Studierenden präsentiert. Ergänzend zu Poster und grafischen Darstellungen haben die Studierenden Soundstorie entwickelt und eingesprochen, um die jeweiligen Gedankenweltenso multimedial erleben zu können.
Den Anstoß zu diesem Projekt gaben Sebastian Schöler vom Büro Reiter Architektenund Angelika Schröter von derNaturschutzstation Neschwitz. Wir bedanken uns für die Bereitschaft, unsere Workshops in den Bauablauf einzutakten und Re-Use in die Planungsüberlegungen zum Erweitungsneubau zu integrieren! Ebenso gilt unser Dank den Studierenden und Uwe Kirst für die Einsatzbereitschaft und gute Selbstorganisation, welche den Kern dieses Projektes bildeten. Das (Um-)Bauvorhaben auf dem Fischereihof Kleinholscha wird auf Grundlage des »Investitionsgesetzes Kohleregionen« des Bundesministerium für Wirtschaft und Klima sowie des Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung gefördert.
Rückbau Fotos: U. Kirst & TZB // 31. Mai - 01. Juni 23 // Neschwitz, OT Kleinholscha
Szenario-Entwicklung Fotos: U. Kirst & TZB // 12. Mai & 02. Juni 2023 // Neschwitz, OT Kleinholscha